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Die Schatzkammer im Garten

Um ein sicheres Aufbewahren der Kunst- und Kulturgüter der Stiftung Albert Anker-Haus Ins zu ermöglichen, wurde die Idee eines funktionalen Neubaus im Garten entwickelt. Mit der Setzung des neuen Gebäudes an der nordöstlichen Gartenecke wird ein spannungsvolles Gegenüber mit dem historischen Ankerhaus geschaffen.

Der Architekt Marcel Hegg beschreibt die Herausforderungen an das Bauwerk:

Die Aufgabe bestand darin, einen einfachen, polyvalenten Lager- und Ausstellungsraum zu entwickeln, welcher mit einem konstanten Klima und modernster Sicherungsanlage die Kunst- und Kulturgüter Albert Ankers schützt. Daraus entstand der heutige Kunstpavillon (Grösse 19.0×10.6m) als zeitgenössische Interpretation des traditionellen Speichers, als Ort des Aufbewahrens von kostbarem Gut.
Der Hauptraum im Erdgeschoss ist als massive, geschlossene Holzkiste ausgebildet, welcher von einer umlaufenden Laubenschicht von den Wettereinflüssen geschützt wird. Die Laubenschicht wurde aus robuster Eiche gebaut, der innere Raumkörper in Weisstanne. Grosser Wert wurde auf die Qualität und die Regionalität gelegt. Die Eichen stammen allesamt aus dem Seeland und wurden als Mondholz geschlagen. Die Bäume waren rund 150 Jahre alt und Albert Anker ist ihnen vielleicht sogar noch begegnet. Die schrägen Eichenholzstützen mit den Eichenholzlamellen prägen die Fassade und schaffen einen weichen Übergang vom Garten ins Gebäude.

Die innere Gebäudehülle für den Lager- und Ausstellungsraum wurde mittels Vollholzwänden erstellt. Es sind 50 cm dicke Wände, bestehend aus Bretterlagen, welche nur mechanisch miteinander verdübelt sind, ohne Leimstoffe. Rund 3’000 Dübel sind als Ornament an der Fassade sichtbar und zelebrieren die Konstruktionsart. Die massive Holzwand ermöglicht ein konstantes Klima für den Innenraum. Ein Auskühlen im Winter oder ein Aufheizen im Sommer dauert im Vergleich mit anderen Konstruktionen sehr lange. Durch diese Trägheit der Vollholzwand kann Energie gespart werden.

Ein wichtiges Element im Erleben des Gebäudes ist der Weg. Über eine steinerne Rampe taucht man aus der Blumenwiese auf und in die Laube hinein. Bewusst wird man um den Hauptraum herumgeführt und erlebt die räumliche Qualität der Laube. Auf den beiden Kurzseiten des Gebäudes befinden sich die Windfänge als Vorräume. Nördlich als Hauptzugang für Besucher*innen in den Lager- und Ausstellungsraum, südlich als Betriebszugang mit der Erschliessung ins Untergeschoss.

« Nach langen Abwesenheiten bin ich nach Ins zurückgekehrt. Ich war versucht, es Agamemnon gleichzutun, als er aus dem trojanischen Krieg in die Heimat zurückkehrte: niederknien und meine Erde zu küssen. »
Albert Anker an Albert de Meuron im Mai 1894

Ein flexibler Lager- und Ausstellungsraum

Der Lager- und Ausstellungsraum ist ein einziger, offener, flexibler Raum mit 100 m2 Bodenfläche. Durch das sensible Lagergut musste das natürliche Licht ausgeschlossen werden. Ein einziges Fenster schafft den Bezug nach Aussen, wird aber je nach aktueller Nutzung des Innenraums durch eine Verdunklungsstore geschlossen. Der Raum zeichnet sich durch die grossen Lagerschränke mit 56 Schubladen für die Papierwerke, 8 Präsentationsnischen und Stauraum in den Oberschränken sowie den Gitterwänden als einfaches und flexibles Hängesystem für die Bilder aus. Auch im Innenraum dominiert das Eichenholz und ergibt einen hochwertigen Innenausbau. Material, Farbgebung und Licht schaffen einen würdevollen, ruhigen Raum, in welchem die Kunstwerke sich in ihrer ganzen Pracht entfalten können.

Im Untergeschoss befindet sich ein Büro/Atelier für Inventarisierung, Archivierung, Forschung und Administration. Zudem sind ein weiterer Lagerraum sowie die technischen Einrichtungen untergebracht.

Der Kunstpavillon besitzt eine einfache Gebäudestruktur mit zwei Geschossen. Der zentrale Lager-/Ausstellungsraum erhält durch die umlaufende Laube einen Vorraum, welcher den Gebäudekern vor der Witterung schützt. Die beiden Windfänge an den Kurzseiten übernehmen die Funktion der Klimapuffer. Im Untergeschoss sind die technischen und betrieblichen Räume untergebracht.

Die Projektpläne des Kunstpavillons zeigen die einfache Struktur des Gebäudes.

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