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Das historische Albert Anker-Haus und der neue Kunstpavillon

Die zwei Bauwerke trennen in ihrer Entstehung rund 220 Jahre. Jahrhunderte, welche wie nie zuvor durch immense Entwicklungen in allen Lebensbereichen der Menschheit geprägt wurden. Auch in der Architektur wurden hinsichtlich Bautechniken, Materialien und Technologien zahlreiche neue Möglichkeiten geschaffen. Der Kunstpavillon schafft dabei den Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation.

Das Centre Albert Anker befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Station Ins Dorf der Aare Seeland Mobil Bahn im Herzen der Seeländer Gemeinde Ins. Das Areal wird durch die beiden Hauptverkehrsachsen nach Biel und Bern begrenzt. Wenn auch mitten im Verkehrsknotenpunkt der Gemeinde Ins, ist das Albert Anker-Haus mit seinem Garten ein kleiner Mikrokosmos geblieben. Dank dem umlaufenden Grüngürtel entsteht im Garten eine idyllische Atmosphäre mit Vogelgezwitscher und kulturhistorischen Besonderheiten.

Der neue Kunstpavillon an der nordöstlichen Ecke des Gartens entlastet das historische Anker-Haus zur sicheren Aufbewahrung der Kunst- und Kulturgüter. Mit seiner zeitgenössischen Architektursprache entsteht zwischen dem historischen Gebäude und dem Neubau ein vielschichtiger Dialog zwischen Tradition und Innovation.

Für die Architektur des Neubaus sowie für den Umbau und die Sanierung des Albert Anker-Hauses war der Bieler Architekt Marcel Hegg verantwortlich.  ATELIER MARCEL HEGG

Bauleitung Neubau: akkurat Bauatelier AG, Thun

Holzbau Neubau: Truberholz AG

Holzbau Umbau: Zimmerei Hirschi AG

Das Albert Anker-Haus wurde 1803 vom Grossvater Rudolf Anker erbaut. Rudolf war ein angesehener Tierarzt und baute sich sein Eigenheim im damaligen typischen Stil des Seeländer Bauernhauses mit Stallungen, welche zur Pflege von kranken Tieren genutzt werden konnten. Das steile Dach war zur Eindeckung mit Stroh ausgelegt, konnte jedoch Dank der guten finanziellen Situation Ankers mit Biberschwanzziegeln gedeckt werden und war dadurch eines der ersten ziegelgedeckten Wohngebäude in Ins. Das Albert Anker-Haus befindet sich seit 1977 unter Bundesschutz.

Heute ist das Albert Anker-Haus ein kulturhistorisches Highlight. Die Wohnung und das Künstleratelier sind einzigartige Zeitzeugen aus dem 19. Jahrhundert. Nebst der Architektur und der Ausstattung sind auch zahlreiche Objekte aus vergangenen Tagen bewahrt worden und diese ermöglichen eine Zeitreise sondergleichen. Die liebevoll eingerichteten Zimmer zeugen von der gut bürgerlichen Wohnkultur der damaligen Zeit und vermitteln die Kunst Albert Ankers. Die unbestrittene Perle befindet sich im Dachraum: Das Atelier von Albert Anker. Der Arbeitsraum Ankers ist voll von Geschichten, Erinnerungen, Inspirationen, Zeitzeugen und vielem mehr. Der Geist ist dabei immer noch spürbar.

« Es entstehen spannungsvolle Räume, die die Besucher*innen in Staunen versetzen werden  »
KunstEinsicht 1/2024, Magazin des Kunstmuseum Bern

 

Einbau Empfangsräume und Dauerausstellung 2023 – 2024

Damit diese einzigartige Anlage einem breiteren Publikum geöffnet werden kann, wurden die brachliegenden Räume umgenutzt und die Erschliessung optimiert. Der Einbau der neuen Räume und Anforderungen erfolgten mit denkmalpflegerischem Respekt vor dem historischen Bestand. Wo notwendig wurde die bestehende Substanz geflickt und in der gleichen traditionellen Handwerksweise wie früher wiederhergestellt. Dadurch blieben Böden schräg, Schwellen zelebrieren den Übergang von dem einen Raum in den anderen und Köpfe müssen an manchen Stellen eingezogen werden. Die neuen Ausstellungsbauten verschränken und berühren sich mit den historischen Strukturen und sind bewusst als klare, moderne Elemente eingefügt worden, um einen Dialog zwischen den verschiedenen Zeiten zu ermöglichen.

Das Tenn ist das neue Herzstück des Centre Albert Anker als Empfangs- und Informationsraum. Von hier aus startet der Rundgang durch die verschiedenen Erlebnisräume. Der angrenzende ehemalige Stallraum wird neu als Vermittlungsraum verwendet und kann auch als Bistroraum genutzt werden. Die Dauerausstellung über das Leben von Albert Anker erstreckt sich über die verschiedenen Bühnenräume im mächtigen Dachraum. Die verschiedenen Nischen und Ebenen schaffen ein einmaliges Raumerlebnis im Spiel zwischen zeitgenössischen Vermittlungselementen und historischer Baustruktur. Über die Ausstellung wird auch das historische Atelier neu erschlossen.

Dauerausstellung im Dachraum

Die Ausstellungsräume orientieren sich an der typischen Malweise Albert Ankers. Seine Motive wurden oft mit einem dunklen Hintergrund gemalt, um den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Aus diesem Grund wurden die neuen Einbauten als dunkle, scharfe Raumkörper umgesetzt, welche sich klar vom Bestand absetzen und sich trotzdem zurücknehmen. Die bedruckten Birkensperrholzplatten werden in den Fokus gesetzt und vermitteln die Inhalte zu Ankers Leben und dem zeitlichen Kontext. Ergänzt werden die statischen Informationen durch interaktive und digitale Medien. Die gesamte Konstruktion der Ausstellung wurde als flexibles Hängesystem konzipiert. So können Installationen einfach angepasst oder Platten ausgewechselt werden. Die verschiedenen Ebenen schaffen spannende räumliche Erlebnisse und ein Wandeln durch die Zeitgeschichte.

« Mit der modernen Erscheinung, die der Kunstpavillon in schlichter Eleganz zum Ausdruck bringt, kontrastiert das historische Albert Anker-Haus. »
Archithese swiss performance 1, 2024

 

Neubau Kunstpavillon

Der Kunstpavillon ergänzt die historische Wohn- und Arbeitsstätte von Albert Anker und übersetzt die traditionellen Speicher als Aufbewahrungsort wertvoller Utensilien in eine zeitgenössische Architektur. Ein geschlossener Raum zum Lagern und Präsentieren der Kunstwerke steht im Zentrum und wird zu einem kontemplativen Erlebnis. Das Gebäude schafft mit seiner kompakten Form, dem vorgelagerten Witterungsschutz und der Vollholzhülle ein konstantes Klima und reduziert die Betriebsenergie.

 

Der Neubau orientiert sich in seiner Ausgestaltung an den traditionellen Speichern. Der zentrale geschlossene Raumkörper, das Abheben des Lagerraumes vom Terrain, der Steinblock vor dem Gebäude, das ausladende Vordach, die umlaufende Laube und die homogene Bauweise in Holz sind wichtige Elemente des Entwurfs. Die schräglaufenden Streben der Laube binden das Gebäude zusammen, ermöglichen eine grazile Leichtigkeit im Garten und erzeugen eine starke, zeichenhafte Ausstrahlung mit Wiedererkennungswert.

In einer bewusst gestalteten «promenade architecturale» wird der Besucher durch die Empfangsräume im historischen Wohnhaus und den Nutzgarten in die leicht ansteigende, nordöstliche Ecke des Areals geführt, wo der Neubau eingebettet in einer Blumenwiese tempelartig thront. Über die steinerne Rampe taucht der Besucher aus der Wiese auf und in die umlaufende Laube hinein, wobei die Konstruktionsweise der Vollholzfassade durch die sichtbare Schichtung der Holzlagen sowie die ornamentalen Dübel erlebbar gemacht wird.

Mit einer theatralischen Wirkung beim Öffnen der tresorartigen Türe wird das Eintreten in den zentralen Lager- und Ausstellungsraum zelebriert. Das reduzierte Licht mit Fokus auf die Kunstobjekte erzeugt eine mystische Atmosphäre und schützt die lichtempfindlichen Werke auf Papier. Der Raum strahlt Ruhe aus und die Zeit scheint stehen zu bleiben.

« Eine Hommage an die Kunst  »
Neucomagazin 12, Licht, Architektur, Leben, September 2023

Innehalten für die Kunst Albert Ankers

Der Lager- und Ausstellungsraum ist ein einziger, offener, flexibler Raum mit 100 m2 Bodenfläche. Durch das sensible Lagergut musste das natürliche Licht ausgeschlossen werden. Ein einziges Fenster schafft den Bezug nach Aussen, wird aber je nach aktueller Nutzung des Innenraums durch eine Verdunklungsstore geschlossen. Der Raum zeichnet sich durch die grossen Lagerschränke mit 56 Schubladen für die Papierwerke, 8 Präsentationsnischen und Stauraum in den Oberschränken sowie den Gitterwänden als einfaches und flexibles Hängesystem für die Bilder aus. Auch im Innenraum dominiert das Eichenholz und ergibt einen hochwertigen Innenausbau. Material, Farbgebung und Licht schaffen einen würdevollen, ruhigen Raum, in welchem die Kunstwerke sich in ihrer ganzen Pracht entfalten können.

 

 

Der Kunstpavillon besitzt eine einfache Gebäudestruktur mit zwei Geschossen. Der zentrale Lager- und Ausstellungsraum erhält durch die umlaufende Laube einen Vorraum, welcher den Gebäudekern vor der Witterung schützt. Die beiden Windfänge an den Kurzseiten übernehmen die Funktion der Klimapuffer. Im Untergeschoss sind die technischen und betrieblichen Räume untergebracht.